Rüdesheimer Bischofsberg

Rüdesheimer Bischofsberg

Während die Lagen Schloßberg, Roseneck und Rottland traditionell mit dem Begriff Rüdesheimer Berg benannt und umschrieben werden, gehört der Bischofsberg zum Rüdesheimer Oberfeld. Das ist das gesamte Gebiet um Rüdesheim, das nicht dem "Berg" zugerechnet wird.

Im Oberfeld kann der Bischofsberg sicher als die älteste und vornehmste Lage bezeichnet werden. Das ursprüngliche Gebiet mit Namen Bischofsberg ist unmittelbar oberhalb der Altstadt von Rüdesheim gelegen.

1074 hat der Erzbischof Siegfried von Mainz mit einer echten Steuersubvention den Rüdesheimer , Unterthanen genehmigt, und ihnen jenes steinigte und unbebaute Land zum Anbau und Anlage von Weinbergen überlassen und jenes Land unter sie zu verteilen befohlen. Die Naturalabgabe als Steuer an den Mainzer Fiskus lag beträchtlich unter dem üblichen Zehnten des Ertrags. - Eine echte Investionsförderung!

Mit der Lagenbereinigung von 1970 kamen zum Bischofsberg noch weitere vom Boden, Hangneigung, Höhe und Südposition gleichartige Lagen hinzu:

Das "Krachbein", direkt oberhalb dem Rottland gelegen.

Die darüber sich anschließende "Gessel", um 1200 erstmals erwähnt, womit eine Lage bezeichnet wird, die sich entlang einer "gazza" - einer Gasse, ein Fahrweg - nämlich an der zum Berg und nach Assmannshausen führenden befindet. Um 1335 kommt auch eine Bezeichnung "Dibegesselen" vor, die eigentlich auf Wegelagerer, nämlich auf den Diebspfad hinweist.

West-nördlich schließt sich noch der "Sonnenberg" an, vermutlich eine wesentlich spätere Rodung.

Nach Osten Wurde der Bischofsberg ursprünglich vom "Kuhweg" abgeschlossen. Auf diesem Hohlweg zwischen den Weinbergen trieb man das Vieh auf das ,Ebental" und die "Ochsenwiesen", auf dem Taunusrücken, da im Tal nur Reben angebaut wurden und die Rheinwiesen für die Weide nicht ausreichten.

Weiter östlich führt durch das Gebiet der tief eingeschnittene Engergraben, ein Wasserlauf, der im Stadtbereich die natürliche Stadtbegrenzung mit Mauer und Graben darstellt und in den Rhein mündet. Er ist heute überbaut und trägt die Fahrbahn zum Niederwald.

Dieses heute rd. 34 ha um fassende Gebiet ist eine flach nach Süden geneigte Hanglage. Als ein erweitertes, früheres Urzeit-Flußbett des Rheins herrschen dort tiefgründige Lößablagerungen vor. Als erste Flachstufe unter dem Niederwald fuhrt die Lage ausreichende Feuchtigkeit.

Damit ist der Bischofsberg die ergiebigste Lage in Rüdesheim. Sie ist verläßlich in Quantität, aber auch in Qualität. Infolge der Rheinnähe und der Hanglage erhält sie ausreichend Strahlungsmengen ist kaum Spätfrost gefährdet und gut bewindet. Kurzum die Lage ist insgesamt in der Standortkartierung der hessischen Weinbaugebiete mit dem Prädikat "gut" für Rieslinganbau ausgezeichnet. - Eine Qualifizierung, die gleichwertig zum Hattenheimer Steinberg oder Rauenthaler Baiken ist.

Die Rüdesheimer Winzer bauen in diesem Gebiet vornehmlich Riesling an. Es finden sich aber auch andere Rebsorten wie Ehrenfelser, Kerner oder Müller-Thurgau die auf diesem guten Standort hervorragende Ergebnisse bringen.

Die Weinqualität der Lage liegt immer über dem Durchschnitt des Oberfeldes. Dank der Feuchtigkeit werden körperreiche Weine geerntet mit rassiger Säure. In trocken Jahren aber sehr volle und reife Weine.

Während im Rüdesheimer Berg vornehmlich die großen, alten Güter begütert sind, ist der Bischofsberg traditionell die Heimat der kleineren und mittleren Winzer. Diese offenbart sich am schönsten durch die Betriebsamkeit an sonnigen Lesenwochenenden im Herbst.

Wenn im Rüdesheimer Berg mit Risiko Kunstwerke des Rieslings erzeugt werden, so ist der Bischofsberg die gediegene, tragende Basis für die Rüdesheimer Winzer.